Zins für Staatsanleihen auf Höchststand

Zins für Staatsanleihen auf Höchststand

Der Kapitalmarktzins für Bundesanleihen ist so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Mit weit über zwei Prozent rentieren sich Staatsanleihen so sehr, wie es zuletzt vor über zehn Jahren der Fall war. Dieser Aufwind kommt von der Aussicht auf Zinserhöhungen unter anderem der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank EZB, die ihre Leitzinsen weiter anheben. In Erwartung dieser Leitzinserhöhungen steigen die Renditen an den Kapitalmärkten und mit den Zinsen werden nicht nur die Kredite der Privatpersonen teurer, sondern auch die Zinskosten des Bundes.

Deutschland verdiente Geld mit dem Schuldenmachen

Am 12.10.2022 hat der Bund eine Staatsanleihe aufgestockt, die im Juli ausgegeben wurde. Damit sollen weitere vier Milliarden eingenommen werden, um so die rasant gestiegenen Ausgaben zweier Faktoren zu finanzieren:

  • die Corona-Pandemie und 
  • die Energiekrise

Über lange Zeit konnte der Bund sogar Geld mit dem Aufnehmen von Schulden verdienen. Grund dafür waren die negativen Zinsen und die Anleger, die gerne für die Sicherheit in deutsche Staatsanleihen zu investieren zahlten. Mit der historischen Zinswende hat sich dies geändert und die Tilgung von einem Kredit und den Zinsen beispielsweise in Raten ist deutlich teurer geworden. Auch Deutschland muss jetzt für seine neuen Schulden zahlen, aber welche Folgen hat das für die Finanzen des Bundes?

Staaten können sich über die Ausgabe von Staatsanleihen, sogenannten Bonds, Geld bei Investoren leihen und zahlen dafür Zinsen. Mit dem Laufzeitende eines solchen Bonds zahlen die Staaten den geliehenen Betrag in voller Höhe zurück.

Auf dem Finanzmarkt steht vor allem die zehnjährige Bundesanleihe im Mittelpunkt, welche am häufigsten gehandelt wird.

Der Kapitalmarktzins für die richtungsweisende zehnjährige Bundesanleihe erreichte Mitte Oktober mit knapp unter 2,5 Prozent den höchsten Stand seit 11 Jahren. Anfang des Jahres lag die Rendite der Anleihe noch bei minus 0,18 Prozent.Der Grund für den starken Anstieg der Rendite ist die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten. Das Rückzahlungsversprechen bei Staatsanleihen und die gestiegenen festen Zinssätze können die allgemeinen Preissteigerungen nicht ausgleichen. Die Folge ist, dass die Investoren ihre Wertpapiere verkaufen. Die daraus resultierende geringere Nachfrage lässt die Rendite steigen, da sich Renditen und Kurse am Rentenmarkt gegenläufig entwickeln.

Sobald die Kurse bei einem für die gesamte Laufzeit festgelegten Zins fallen, steigen die Renditen für Investoren, die neu einsteigen

Die aktuelle Lage 

Durch die atuelle Inflation von knapp 10 Prozent beträgt der reale Wert von 100 Euro Staatsanleihen nur 90 Euro. Der Zinssatz und dementsprechend die Rendite der Bundesanleihen steigt zwar nominal, aber der reale Zins würde fallen. Unter realer Betrachtung, also unter der Berücksichtigung der Inflation ist die Rendite von Staatsanleihen so negativ wie nie zuvor.

Die aktuelle Lage

Hinzu kommt die Erwartung der Investoren bezüglich der weiter steigenden Inflation und der Zinsschritte der Notenbanken, die gegen die Inflation ankämpfen. Leitzinsen sind wichtig für die Banken, die bei den Notenbanken, wie der EZB, Kredite aufnehmen. Die Leitzinsen spielen auch für die Höhe der Zinsen bei einem Ratenkredit eine essenzielle Rolle – sowohl online als auch physisch abgeschlossen. Dies wirkt sich auf die Kapitalmarktzinsen aus, die die Staaten den Anlegern für das geliehene Geld am Anleihenmarkt bieten müssen.

Daher wird bei steigenden Leitzinsen auch mit höheren Zinsen für Bundesanleihen gerechnet. Die Folge ist, dass die Anleger ihre Anleihen aus den Depots werfen und auch das Interesse an neuen Papieren sinkt. Dies zeigt sich auch bei der Aufstockung der zehnjährigen Bundesanleihe, denn nachdem diese von der Finanzagentur des Bundes platziert wurde, blieb sie unterzeichnet, was bedeutet, dass die Nachfrage unter dem Angebotsvolumen lag. Der Bund konnte statt vier Milliarden nur knapp 3,9 Milliarden Euro einnehmen.

Andreas Linde
Von
Andreas Linde hat mehr als 7 Jahre Erfahrung mit dem Kreditmarkt und weiß alles über den effektiven Jahreszinns, Annuitätendarlehen, Tilgungsdarlehen, Obligationen und andere relevante Begriffe, die mit Krediten zu tun haben.
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