Der Negativzinsen – Das sollte man unbedingt wissen

Der Negativzinsen - Das sollte man unbedingt wissen

Hat man als Sparer “zu viel” Geld auf dem Konto, werden Negativzinsen erhoben. Das mag für manchen unlogisch oder gar unfair klingen. Gleichzeitig ist der Negativzins nicht nur für Sparer relevant. Woher der Negativzins kommt, wie er sich errechnen lässt und was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was Sie über Negativzinsen wissen sollten

Die niedrigen Zinsen setzen Banken zunehmend unter Druck. Daher haben sich viele Banken entschieden, Negativzinsen auf die Guthaben ihrer Kunden zu erheben. Betroffen sind überwiegend Giro- und Tagesgeldkonten. Wer keinen Mut zu risikobehafteteren Anlagen hat, muss mit der Verringerung seines ersparten Kapitals leben.

In der Debatte um die Negativzinsen wird häufig vergessen, dass die Banken den Negativzins nicht aus einem schlechten Willen heraus eingeführt haben. Im Endeffekt leiten die Institute die ihnen entstandenen Kosten an die Sparer weiter.

Der Negativzins ist im Kern ein simples Prinzip: Der Zinssatz liegt unter 0%. Dadurch werden Kredite sehr attraktiv, da man weniger zurückzahlt als man sich leiht. Auf der anderen Seite finden Negativzinsen seit einigen Jahren Anwendung bei der Kontoführung, sodass Sparer ab einem bestimmten Betrag auf dem Konto durch den Negativzins Geld an die Bank entrichten muss. Es ist wichtig, die wesentlichen Faktoren des Negativzins zu kennen.

Doch auch Kredite werden teilweise mit negativen Zinsen vergeben. Das hat zur Folge, dass man für einen Kredit weniger zurückzahlen muss, als man ausgeliehen hat.

Im Folgenden gehen wir auf die folgenden Punkte ein:

  • Der Grund, warum Banken den Negativzins eingeführt haben,
  • wer letzten Endes von Negativzinsen profitiert und
  • was Sie bei Negativzinsen beachten sollten.

Hinter dem mathematisch simplen Konzept des Negativzins stecken einige wichtige Aspekte, über die Sie in diesem Artikel mehr erfahren.

Warum führen Banken Negativzinsen ein?

Banken sehen ihr herkömmliches Geschäftsmodell durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gefährdet. Durch die Zinsen erzielen Banken Einnahmen. Da diese entfallen, müssen die Banken sich um eine andere Einnahmequellen kümmern.
Die Banken selbst sprechen bei der Einräumung der Negativzinsen von Verwahrgeldern.

Zudem wird häufig angegeben, dass man kostendeckend arbeite, sich aber nicht an den Kund:innen bereichern möchten. In der öffentlichen Wahrnehmung werden dagegen häufig auch die Begriffe Negativ-, Straf- oder Minuszinsen bemüht.

Deswegen haben deutschlandweit Banken und Sparkassen Negativzinsen eingeführt – auch für Bestandskunden. Unter den Betroffenen sind nicht nur Neu-, sondern auch Bestandskunden. Die Banken haben dabei verschiedene Grenzen festgelegt. Manche Banken berechnen den Negativzins bereits bei 25.000 Euro Sparvermögen, andere erst bei 100.000 Euro. Einige Banken lassen Neukund:innen bereits ab dem ersten Euro Strafzinsen zahlen.

Insbesondere die Niedrigzinspolitik der EZB hat Banken dazu veranlasst, durch andere Geschäftsmodelle Einnahmen zu erzielen. Der Negativzins ist ein entsprechendes Geschäftsmodell.

Wer profitiert von den Negativzinsen?

Wer profitiert von den Negativzinsen

Vom Negativzins beziehen in erster Linie die Staaten der Eurozone ihren Profit. Die Regierungen können sich verschulden und bekommen dafür noch Geld. Aber nicht nur Regierungen profitieren vom Negativzins, sondern auch alle, die sich Geld leihen, z. B. für den Hausbau.

Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Einen Verlust bedeutet der Negativzins dagegen für Zinssparer:innen. Insbesondere ältere Menschen, die sich Geld für die Altersvorsorge zur Seite gelegt haben. Herkömmliche Anlagen zum Sparen wie z. B. Tages- oder Festgeld bleiben somit auf eine bisher nicht absehbare Zeit unattraktiv.

Sofern jemand einen Kredit aufnimmt, z.B. Staaten oder Privatpersonen, wirkt sich ein Negativzins positiv auf die Schulden aus, da diese aufgrund der negativen Zinsen geringer sind als das eigentlich geliehene Geld.

Wichtige Infos zu Negativzinsen

Welche Auswirkungen haben Negativzinsen auf Banken?

Banken und Sparkassen müssen für Geldeinlagen bei der EZB gegenwärtig eine Gebühr von ca. 0,5 Prozent pro Jahr zahlen. Da kommen schnell mehrere Milliarden Euro im Jahr zusammen.

Einige Banken haben bisher versucht, ihre Kund:innen vor Verwahrentgelten zu schützen. Doch umso länger die Phase der Negativzinsen andauert, desto schwieriger wird es, auf den Einsatz eines Verwahrentgeldes zu verzichten. Daher haben viele Institute ihren Widerstand aufgegeben und haben die Negativzinsen an ihre Kund:innen weitergegeben.

Lassen sich Negativzinsen vermeiden?

Viele Menschen sparen ihr Geld auf Tagesgeldkonten oder belassen es auf dem Girokonto. In Zeiten von negativen Zinsen ist das eine mutlose Strategie. Doch viele scheuen den Gang an die Börse, zu sehr erinnert man sich an die Jahrtausendwende und die Finanzkrise von 2008.
Fest steht aber: Anlagen ohne Risiko bieten gegenwärtig keine Aussicht mehr auf Rendite. Vorzugsweise Aktien können einen Ausweg darstellen. Wer die Anlage in Einzelwerte scheut, kann in marktbreite ETF investieren und das Risiko eines Verlusts stark verringern.

Sparer:innen, die ihr Geld vor zehn Jahren in Fonds oder ETFs angelegt haben, können sich heute über eine satte Rendite freuen. Zu den Kursgewinnen kommen in einigen Fällen noch Zahlungen aus Dividenden, die zusätzlich noch ein passives Einkommen generieren.

Wer bekommt das Geld aus meinem gezahlten Negativzins?

Stellen Sie sich diesen Prozess wie ein Kreislauf vor. Hat Ihre Bank gegenüber der EZB einen Kapitalüberschuss, erhält das Institut von der EZB einen Negativzins. Diesen hat die Bank an Sie durchgereicht. Das Geld, was Sie verlieren, wird zunächst an Ihr Institut abgeführt, welches dann wiederum an die EZB abgeführt wird.

Aufgrund von Negativzinsen, die ab einem bestimmten Betrag auf Ihrem Konto von Ihrer Bank verlangt werden (der Betrag variiert von Bank zu Bank), ist eine Abwägung zwischen dem Akzeptieren dieser Zinsen einerseits und dem Investieren des Geldes (z.B. in Aktien) andererseits geboten.

Berechnung von Negativzinsen

Wann werden Negativzinsen berechnet?

Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Die Ansätze der Institute sind in dieser Hinsicht sehr unterschiedlich. Während einige Banken den Negativzins für Neukund:innen bereits ab dem ersten Euro berechnen, beginnen andere Banken erst bei 25.000 Euro. Wiederum andere Banken setzen die Obergrenze bei 50.000 bis 100.000 Euro. Die Negativzinsen variieren also wortwörtlich von Bank zu Bank.

Wie werden Negativzinsen berechnet?

Momentan wird Ihr Guthaben mit einem Negativzins von ca. 0,5 Prozent verzinst. Dementsprechend wächst Ihr Kapital nicht, es verringert sich. Je höher Ihre Spareinlage ist, desto mehr Kapital müssen Sie an die Bank abführen.

Ein Beispiel:

Kapital:250.000,00€
Höhe des Strafzins pro Jahr (p.a.):-0,50%
Strafzinsen pro Jahr:1.250,00€

Nach einem Jahr verlieren Sie 1.250 Euro Ihres Gesparten. Nach 5 Jahren haben Sie dadurch beinahe 4.000 Euro an Kapital verloren.

Mittlerweile verlangen Banken von ihren Kunden ab einem gewissen Betrag auf deren Konto Negativzinsen. Das hat zur Folge, dass sie aufgrund des hohen Betrags auf ihrem Konto Zinsen an die Bank bezahlen müssen, die teilweise merklich spürbar sind.

Häufig gestellte Fragen – Negativzinsen

Was ist das Besondere am Negativzins?

Ein Negativzins bedeutet, dass der Zinssatz negativ, also kleiner null ist. Dadurch haben Sie negative Zinskosten, was zur Folge hat, dass Sie weniger Geld zurückzahlen müssen, als Sie sich leihen.

Wie werden Negativzinsen berechnet?

Die Berechnung von Negativzinsen erfolgt analog zur Berechnung “normaler” Zinsen. Im Ergebnis wird der von Ihnen zurückzuzahlende Betrag geringer sein als der, den Sie sich ausleihen.

Welchen Haken hat der Negativzins?

Das hängt davon ab, ob der Zinssatz sich auf einen Kredit oder Ihr Geld auf dem Konto bezieht. Während Sie sich bei einem Kredit mit Negativzinsen teils viel Geld sparen können, bedeutet ein Negativzins für Ihr Bankkonto, dass sich Ihr Geld auf dem Konto verringert.

Andreas Linde
Von
Andreas Linde hat mehr als 7 Jahre Erfahrung mit dem Kreditmarkt und weiß alles über den effektiven Jahreszinns, Annuitätendarlehen, Tilgungsdarlehen, Obligationen und andere relevante Begriffe, die mit Krediten zu tun haben.
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