Im Zuge der angespannten Lage rund um den Ukraine-Konflikt ist die Inflationsrate in Deutschland stark angestiegen. Weltweit stehen daher die Notenbanken unter Druck, auf die hohe Inflation zu reagieren. So auch die EZB, die Europäische Zentralbank, die zum Juli die Erhöhung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte plant.
Die lockere Geldpolitik der letzten Jahre wird damit vermutlich ein Ende finden. Mitte Juni hat bereits die US-Notenbank, die Federal Reserve (Fed), den Leitzins deutlich angehoben: um 0,75 Prozentpunkte.
Sowohl die EZB als auch die Fed haben den Leitzins in den Jahren nach der Finanzkrise stets gesenkt. Damit wurde viel Geld zu günstigen Konditionen in den Markt gegeben.
Steuerung des Geldmarktes durch den Leitzins
Die Leitzinsen sind ein maßgebliches Instrument in der Geldpolitik. Die Konditionen, die die EZB an Geschäftsbanken vergibt, reichen diese an Kund:innen weiter. Um das Preisniveau und die Kaufkraft einer Währung möglichst stabil zu halten, kann die EZB den Leitzins anheben oder senken. Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten sind ein wesentlicher Faktor in der Geldpolitik.
Mit einer Anpassung der Leitzinsen wird die in dem Umlauf gebrachte Geldmenge im gesamten Währungsraum beeinflusst:
- Bei einer Erhöhung des Leitzinssatzes steigen die Zinsen. Die Anhebung führt zu einer Geldverteuerung dient der Bekämpfung der Inflation. Durch die steigenden Konditionen im Zuge der erhöhten Zinsen gelangt weniger Geld in den Umlauf. Das Geld leihen ist dadurch nur noch zu höheren Konditionen möglich, sodass ein Vergleich der Zinssätze umso wichtiger ist. Die höheren Konditionen gelten zunächst für die Geschäftsbanken und anschließend für die Verbrauchenden. An sie wird die Kostenerhöhung weitergegeben.
- Mit der Senkung des Leitzinses werden die Kosten für die Aufnahme von Krediten günstiger. Damit soll die Wirtschaft wieder angekurbelt werden. Die günstigen Konditionen wirken sich auf die Konsumbereitschaft und die Investitionsbereitschaft aus. Die Zinskosten für Kredite sind niedrig und die Zinsen für erspartes Geld sind niedrig. Das Ziel ist die Förderung des Wirtschaftswachstums. Dennoch steigt in diesem Zusammenhang die Gefahr einer hohen Inflationsrate und einer stärkeren Geldentwertung.
Die derzeitige Inflationsrate hat seit Langem einen neuen Höchststand erreicht. Aus diesem Grund sind die Pläne der EZB, im Zuge ihrer Geldpolitik die Leitzinsen zu erhöhen. Diese Vorhaben wurden durch den EZB-Rat beschlossen. Dieser besteht aus 25 Mitgliedern und betrachtet alle zwei Wochen gemeinsam die wirtschaftliche Situation. So wie auch der Vorschlag zur neuen EU-Verbraucherkreditrichtlinie werden Entscheidungen in komplexen Verfahren getroffen.
Dadurch können die Preise wieder sinken und die Inflation wird verringert. Im Gegensatz dazu wird mit einem geringen Leitzins mehr Geld zur Verfügung gestellt. Dadurch sind einzelne Euro weniger wert, die Preise erhöhen sich und die Inflation steigt. In dieser Phase können Kredite kostengünstig erhalten werden. Insbesondere ein Kredit für größere Investitionen mit einer Zinsbindung über einen längeren Zeitraum kann bei steigenden Zinsen von Vorteil sein. Durch die aktuellen Veränderungen, könnte eine lange Zinsbindung jedoch schwierig realisierbar sein.
Das Ziel
Das übergeordnete Ziel der Geldpolitik und der Anpassung des Leitzinses im Eurosystem ist die Preisstabilität. Diese ist erreicht, wenn die Inflationsrate mittelfristig 2 % beträgt. Darüber hinaus soll so der Euro als Währung geschützt und erhalten werden. Mit der Anpassung des Leitzinses werden somit stabile Preise angestrebt. Sobald die Preisentwicklung über eine längere Zeit von 2 % abweicht, besteht Handlungsbedarf.
Die Erhöhung der Leitzinsen der EZB führt dazu, dass langfristig betrachtet die Preise für unsere Güter wieder sinken können. Oftmals wird Konsum verschoben, da stattdessen Zinsen auf dem Sparbuch genutzt werden, da Sparen dadurch belohnt wird. Die Zinssteigerung dient also als Hebel, um die Entwicklungen der Inflation einzudämmen.